Die Behandlung

Was ist das Ziel einer Therapie mit AKTIBIOM™ und für welche Krankheitsbilder eignet sich die Behandlung genau? Wie läuft ein Transfer ab und wer sind die Spender? All dies beantworten wir Ihnen gern.

Was ist ein Stuhltransfer
und wie wird er gemacht?

Ganz einfach ausgedrückt: gesunde Darmbakterien werden durch unsere AKTIBIOM™- Kapseln in den erkrankten Darm übertragen. Die Abkürzung FMT steht dabei für „fecal microbiota transfer“.

Bei einem Stuhltransfer wird also zum Wiederaufbau einer gesunden Darmflora eine Stuhl-Suspension (ein aus Stuhl gewonnenes Gemisch aus dem Mikrobiom und Flüssigkeit) von gesunden Spendern bei Patienten durchgeführt. Die Stuhlsuspension enthält überwiegend Bakterien, Phagen und Viren aber auch Metabolite, also Substanzen, die im Darm produziert werden. Für einen initialen Stuhltransfer sind in der Regel 50-60g Ausgangsstuhl notwendig.

Es gibt verschiedene Applikationsformen:

Es gibt die Möglichkeit, den Stuhltransfer über eine Dickdarmspiegelung durchzuführen. Dabei wird der Fremdstuhl direkt in den Dickdarm gegeben. Dieses Verfahren kann sinnvoll sein, wenn eine größere Menge Stuhl verabreicht werden soll.

Ein Stuhltransfer kann auch im Rahmen einer Magenspiegelung in den tiefen Dünndarm gegeben werden. Im Vergleich zur Gabe über den Dickdarm stellt man hier jedoch eine leicht verminderte Wirksamkeit und ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen fest. Deshalb ist dies nicht das Verfahren der ersten Wahl.

Bei dieser Möglichkeit wird eine Sonde durch die Nase bis in den Dünndarm gelegt, über die das Transplantat in den Dünndarm gegeben wird.

Die wohl einfachste und schonendste Möglichkeit, ist das Schlucken unserer AKTIBIOM™-Kapseln. Die Kapseln sind natürlich geruchs- und geschmacksneutral und lösen sich im unteren Dünndarm auf. So kann das Mikrobiom im Dünndarm und Dickdarm wirken.

Wie wirken die Stuhlkapseln?

Ob es die Bakterien, die Viren, die Phagen, die Metabolite oder nur bestimmte Bakterien sind, ist bis heute unklar. Wir glauben: Es ist die Mischung!

Daher transplantieren wir mit AKTIBIOM™ immer ein komplettes Mikrobiom. Denn eine Erkenntnis verbindet fast alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen: Durch den Mikrobiomtransfer erhöht sich die Diversität des Darmmikrobioms. Der Begriff Diversität bezeichnet die Vielfalt in der mikrobiellen Zusammensetzung des Darmmikrobioms. Ein gesunder Darm zeichnet sich durch eine hohe Diversität aus.

Dennoch hat die Behandlung mit einem fäkalen Mikrobiomtransfer, beziehungsweise die Behandlung mit unserem AKTIBIOM™ eine individuelle Wirkung, welche sich je nach Erkrankung und von Mensch zu Mensch unterscheidet.

Für welche Krankheitsbilder eignet sich die Therapie und welche Ziele verfolgen wir?

Nachweislich wirksam und in den Leitlinien verankert ist der Nutzen eines Stuhltransfers derzeit bei Patienten mit pseudomembranöser Kolitis (Infektion durch Clostridioides difficile). Nach aktuellem Kenntnisstand werden hier Heilungsraten von ca. 90% erzielt. In prospektiven randomisierten Vergleichsstudien waren die Ergebnisse des Stuhltransfers dabei wesentlich besser als die einer antibiotischen Therapie.

In zahlreichen weiteren randomisierten Studien konnte eine Wirksamkeit des Stuhltransfers bei Patienten mit Colitis ulcerosa, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, nachgewiesen werden. In einigen nationalen Leitlinien hat der Stuhltransfer für die Colitis ulcerosa Eingang in den Behandlungspfad gefunden. Bei Morbus Crohn, einer weiteren chronischen Darmerkrankung, ist die Datenlage weniger aussagekräftig. Zu vielen anderen Erkrankungen, beispielsweise Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Reizdarm oder Fettleber-Hepatitis wurde in Einzelfall-Sammlungen, nicht randomisierten Studien, eine Wirksamkeit nachgewiesen. Für andere Erkrankungen ist die Studienlage noch nicht ausreichend oder widersprüchlich. Die Therapieziele unterscheiden sich natürlich je nach Patienten und Krankheitsbild. Daher gibt es keinen einheitlichen Therapie-Standard.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Erhardt entscheiden Sie, welches Vorgehen in Ihrem Fall am sinnvollsten ist. Die Dauer der Therapie und Ihre Erfolgschancen sind immer abhängig von der Art, Dauer und Schwere der Erkrankung. Das Ziel ist natürlich eine absolute Beschwerdefreiheit und damit die Wiederherstellung der Lebensqualität eines jeden Patienten.

Ist ein Stuhltransfer sicher?

Der Prozess der Stuhlaufbereitung ist sehr aufwendig und bedarf zahlreicher Schritte. Regelmäßig erfolgen strenge Sicherheitskontrollen nach den Richtlinie des  Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) und des zuständigen Regierungspräsidiums. Vor Herausgabe wird der Spenderstuhl 6 – 8 Wochen quarantänisiert. Die Lagerung der aufbereiteten Stuhlproben erfolgt bei -80 Grad.

Hinweis: Da nicht alle Darmbakterien bekannt sind und auch in absehbarer Zeit keine Entschlüsselung der Darmmikrobiota abzusehen ist, stellt jeder fäkale Mikrobiomtransfer eine zumindest partielle mikrobiologische „Blackbox“ dar.

Die Auswahl der Stuhlspender ist von besonderer Bedeutung. Es gibt eine Vielzahl von Kriterien, nach denen Spender ausgewählt werden:

  • Der Spender darf keinerlei Erkrankung haben und/oder Medikamente nehmen.
  • Der Spender darf kein Empfänger von Organ-, Gewebe-, Hornhaut oder Gehirnhauttransplantationen sei.
  • Er darf in den letzten 2 Jahren keine Bluttransfusionen erhalten haben.
  • Soziale Faktoren, wie Reisen in bestimmte Länder, Sozialleben, Lebenseinstellung und Verhalten werden erfragt.

Wahlspender sind Personen, die Sie auswählen, um Ihnen Stuhl zu spenden, dies kann der Lebenspartner sein, Eltern oder Kinder, Freunde oder Bekannte. Leider ist dies jedoch mit einem hohen Aufwand und hohen Kosten verbunden. Alle Tests, die mit den anonymen Spendern gemacht werden, müssen auch mit dem Wahlspender durchgeführt werden. Die Kosten für Labor und Fertigung der Kapseln müssten Sie selbst übernehmen. Wenn Sie trotzdem mehr darüber erfahren möchten, sprechen Sie uns gern an.

Wie ist der Ablauf des Stuhltransfers?

2 Tage vor dem Stuhltransfer fangen Sie an, ein Antibiotikum zu nehmen, um die Keimlast in Ihrem Darm zu reduzieren, insbesondere die „schädlichen Bakterien“ zurückzudrängen und somit den Darm für die Aufnahme der neuen Bakterien vorzubereiten. Das Antibiotikum, das wir verabreichen, verbleibt im Darm, wird also nicht in die Blutbahn aufgenommen und heißt Humatin® (Paromomycin).
Humatin® muss an den beiden Tagen vor dem Stuhltransfer eingenommen werden. Zwei Tabletten à 250 mg, viermal täglich, 2-2-2-2. Beispielsweise zwei Tabletten morgens um 8 Uhr, zwei Tabletten um 12 Uhr, zwei Tabletten um 16 Uhr, zwei Tabletten um 20 Uhr.

Am Tag des Stuhltransfers nehmen Sie morgens ein Abführmittel (z.B. Eziclen®) ein, um die Schleimhaut zu reinigen und aufnahmebereit zu machen. Wenn Sie dann bei uns in der Praxis sind, bekommen Sie von uns 50 – 60 Kapseln und Wasser bereitgestellt. Diese sollten Sie dann nach und nach zu sich nehmen. Wenn Sie möchten, können Sie sich auch gern etwas Naturjoghurt mitbringen und diesen zusammen mit den Kapseln einnehmen. Vielen unserer Patienten fällt das Schlucken der Kapseln dann leichter. Eine Besserung der Symptome kann bereits am ersten oder zweiten Tag nach dem Stuhltranfer zu spüren sein.

Eine Woche später werden weitere 10 – 20 Kapseln eingenommen, dann aber ist keine Vorbereitung (Abführmittel/Antibiotikum) notwendig, da sonst das frisch aufgebaute Mikrobiom wieder zerstört werden würde.

Jedes Mal, wenn Sie zu uns kommen, erhalten Sie einen Screening Bogen, um Ihre Therapie bestmöglich zu begleiten.

Ein Therapieversuch kann mehrere Wochen dauern und damit auch mehrere Kapseleinnahmen notwendig machen.

Welche persönlichen Faktoren spielen eine Rolle?

Sie können aktiv eine Menge tun, um den Erfolg Ihrer Therapie zu begünstigen. Wichtig ist eine gesunde Ernährung, hier können wir Sie gerne mit einer Ernährungsberatung unterstützen. Ebenfalls wichtig ist die Vermeidung von Stress, weil das aber nicht immer so einfach ist, sollten Sie den aktiven Ausgleich suchen. Autogenes Training, Yoga, Meditation oder körperliche Bewegung sind sehr zuträglich um den Stoffwechsel zu aktivieren und Stresshormone abzubauen. Selbst ein einfacher Spaziergang kann Wunder wirken. Achten Sie außerdem auf ausreichend Schlaf. Geduld und eine positive Einstellung sind für einen erfolgreichen Verlauf ebenfalls wichtig.

Ein Stuhltransfer in der Schwangerschaft und Stillzeit ist prinzipiell möglich. Dennoch sollte dieser aufgrund der unklaren Langzeitwirkungen nur in Ausnahmefällen erfolgen.

Wie sind die Kosten?

Die Stuhltransplantation wird nicht von den Krankenkassen übernommen.

Die Herstellung von Kapseln erfolgt in Handarbeit. Die Deckungsbeiträge für die Labor- und mikrobiologischen Sicherheitsuntersuchungen sind sehr hoch. Hinzu kommen relevante Lagerungskosten. Dies erklärt die relativ hohen Kosten pro Kapsel.

Damit Sie einen ungefähren Kostenrahmen bekommen, rechnen Sie mit Kosten für einen Behandlungszyklus von max. 6 Wochen mit 1500 bis 2000 Euro.
Sollte die Therapie längerfristig weitergeführt werden, steigen die Kosten entsprechend.

Alle Kosten werden jedoch vorab erläutert und Ihnen transparent dargestellt.