Quelle: Westdeutsche Zeitung vom 22.03.2023

Petrus-Krankenhaus setzt zur besseren Früherkennungvon Polypen auf zukunftsweisende Methode
Dickdarmkrebs: Künstliche Intelligenzerkennt Erkrankungen früher

Was ist KI?

Die Künstliche Intelligenz (KI) kannin kürzester Zeit große Datenmen-gen kombinieren und analysieren –schneller, als es Menschen je mög-lich wäre. Sie wertet also digitalvorliegende Informationen aus, ummöglichst aussagekräftige Diagno-sen zu stellen und/oder um Ärztenoptimierte Therapien vorzuschla-gen. Die Künstliche Intelligenz un-terstützt Ärzte somit insbesonderebei der Analyse von Röntgen- undUltraschallbildern sowie bei derDiagnostik und Behandlung vonKrankheiten.

Der Dickdarmkrebs stellt in Europa die zweithäufigste und mit rund 1,5Millionen Neuerkrankungen pro Jahr weltweit die dritthäufigste Tumorart dar. Das Risiko im Laufe des Lebens an Dickdarmkrebs zu erkranken, liegt bei Männern bei rund 4,5 Prozent, bei Frauen bei 4,2 Prozent. In Europa erkranken etwa 60 von 100 000 Einwohnern an Dickdarmkrebs, während weltweit die Rate bei 19 auf 100 000 Einwohnern liegt. „Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken wird zum Beispiel durch Umweltfaktoren oder die genetische Disposition beeinflusst“, berichtet Prof. Dr. Andreas Erhardt, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Ernährungswissenschaften am Wuppertaler Petrus-Krankenhaus. „Aber auch das Alter, die Familienanamnese, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht, eine ungesunde Ernährung mit hohem Konsum von rotem Fleisch, Herkunft und besonders das Auftreten von Polypen spielen eine große Rolle.“

Früherkennung senkt Risiko für Darmkrebs um über 80 Prozent

Der Begriff „Polyp“ bezeichnet Wucherungen von Gewebe im Bereich der Darmschleimhaut. Dabei werden Polypen in zwei Haupttypen unterteilt: Es gibt solche, die entarten und zu Dickdarmkrebs werden können (Adenome) und solche, die keine Krebsvorstufen darstellen (hyperplastische beziehungsweise entzündliche Polypen).

Zur Vermeidung eines Dickdarmkarzinoms ist nach wie vor die Darmspiegelung, die sogenannte Koloskopie, das beste Verfahren. Rund 3000Koloskopien werden am Petrus-Krankenhaus jährlich durchgeführt. „Durch die Früherkennung und Entfernung von Vorstufen des Dickdarmkrebses kann das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, um über 80 Prozentgesenkt werden“, sagt Prof. Erhardt. Daher wird sie von allen Krankenkassen zur Vorsorge empfohlen. Wichtig für eine erfolgreiche Koloskopie ist neben einer guten Vorbereitung, der technischen Ausstattung so wieder Sorgfalt der Untersuchenden auch die sogenannte Adenomdetektionsrate – das bedeutet die Anzahl der entdeckten Polypen beziehungs-weise Adenome. Diese kann jedoch stark variieren. Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) kann die Adenomdetektionsrate um rund zehn Prozenterhöht werden. Als Faustregel gilt: Eine Verbesserung der Adenomdetektionsrate um ein Prozent senkt das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, um drei Prozent. Die KI funktioniert dabei wie ein zweiter Untersucher. Sie analysiert das Videomaterial, das während der Koloskopie er-stellt wird, gleicht es mit bis zu 14 Millionen Referenzbildern ab und markiert potenzielle Veränderungen der Schleimhaut in Echtzeit. „Die Anwendung der KI stellt eine zukunftsweisende Möglichkeit dar, die Früherkennung von Polypen zu verbessern und die Zahl der Neuerkrankungen an Dickdarmkrebs zu senken“, berichtet Prof. Andreas Erhardt. Neben modernen Diagnosemöglichkeiten wie der KI ist die Erfahrung des betreuenden Ärzteteams einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg. Das von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Darmkrebszentrum am Petrus-Krankenhaus versorgt seine Patienten nach diesen strengen Qualitätskriterien, die den Patienten eine größtmögliche Sicherheit und Ver-trauen in die Behandlungskonzepte geben sollen. Fachübergreifend arbeitet die Klinik von Prof. Erhardt in der Versorgung onkologischer Patienten auch mit der Klinik für Allgemein-und Viszeralchirurgie unter der Leitung von Chefarzt Dr. Marc Dammann und Dr. Matthias Sandmann, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin zusammen. Dr. Sandmann hat ebenso die Leitung des Onkologischen Zentrums inne, unter dessen Dach sich die unterschiedlichen Organkrebszentren vereinen.
Der Klinikverbund lädt für Donnerstag, 30. März von 18 bis 19.30 Uhr, zu einem kostenlosen Infoabend rund um das Thema Darmkrebsvorsorge und Behandlung in die AOK, Bundesallee 265, ein. Die Referenten sind Dr. Marc Dammann, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie und Prof. Dr. Andreas Erhardt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie am Petrus-Krankenhaus. Um Anmeldung wird per E-Mail an patientenveranstaltungen.wuppertal@cellitinnen.de.gebeten.